Personalberatungen mit Marktkenntnis oder Eigeninteresse?

Hand mit Zähler zur Berechnung der Anzahl an vorbeigehenden Menschen
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Gatekeeper oder Türöffner für Frauen in Führungspositionen

„Mehr Frauen in Führungspositionen!“ Diesen Satz hört man immer häufiger in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ob dieses Ziel tatsächlich erreicht werden kann, entscheiden zum einen natürlich die Personalverantwortlichen in den jeweiligen Unternehmen. Zum anderen haben Personalberatungen eine Schlüsselfunktion in vielen Besetzungprozessen und bieten eine interessante Sichtweise auf die aktuelle Quotendiskussion. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat deshalb eine sozialwissenschaftliche Untersuchung zur Funktion und Wirkung von Personalberatungen im Prozess der Besetzung von Führungspositionen veröffentlicht.

Bei der Studie taten sich zwei grundlegend verschiedene Hauptgruppen auf – diejenigen, die die Quote vehement ablehnen, und diejenigen, die die gesetzliche Quote als Chance und längst überfällig beurteilen. Verfechter der ersten Gruppe, die sich klar gegen die Quote stellen, argumentieren, es komme im Besetzungsprozess nicht auf Geschlechterunterschiede, sondern auf die fachliche und persönliche Eignung der Kandidaten an. Ihrer Erfahrung nach reicht das Marktpotenzial an qualifizierten Frauen einfach nicht aus, um die Quotenregelung zu erfüllen. Frauen seien noch nicht lange genug und in ausreichender Zahl im Business, um den Bedarf der Unternehmen an Berufs- und Branchenerfahrung gleichrangig zu decken. Grundsätzlich würden Frauen die benötigten Qualifikationen häufig nicht mitbringen, die ein Management-Posten erfordert.

Geringeres Vermittlungshonorar für Frauen

Interessant ist die Kritik der Quotenbefürworter: Sie behaupten, die Argumente der Quotengegner seien nur Ausreden. Der eigentliche Grund, warum viele Personalberatungen der Quote kritisch gegenüberstehen, sei der größere Aufwand, eine Frau zu finden. Einige Beratungen sehen die Vermittlung einer Frau außerdem als Risiko und schlagen lieber einen Mann für die jeweilige Position vor. Viele männerdominierte Beratungen als auch die Unternehmen, mit denen Personalberatungen zusammenarbeiten, können sich zudem immer noch nur schwer eine Frau in einer Führungsposition vorstellen. Beachtenswert: Ein Grund sei das geringe Vermittlungshonorar für Frauen, da dieses an das allgemein niedrigere Jahresgehalt von Kandidatinnen gekoppelt ist.

So bleibt abzuwarten, ob sich die Quote langfristig ohne weitere Handlungsschritte einstellt und die nächste Generation ein höheres Selbstverständnis für Karrierefrauen mitbringt. Interessant wäre es zu wissen, ob einige Personalberatungen ihre Meinung aufgrund langjähriger Marktkenntnisse vertreten oder aus ökonomischem Eigeninteresse agieren. Ambitionierten Frauen bleibt derzeit nur der Rat, mit Hartnäckigkeit und Ausdauer den eigenen Zielen treu zu bleiben.

Artikel

Prof. Dr. Carsten Wippermann – Personalberatungen: Gatekeeper oder Türöffnende für mehr Frauen in Führungspositionen?, In: Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung, BFSFJ 2012, S. 86-106.

Zusammenfassung

Prof. Dr. Carsten Wippermann – Selbstverständnis und Rolle von Personalberatungen bei der Besetzung von Führungspositionen, In: Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes, 2013/2, S. 79-83.

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