Warum reden eigentlich alle vom Netzwerken?

Foto - Händen beim Spiel mit einem roten Faden
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Über den Sinn und Zweck stabiler Netzwerke

Netzwerken ist essenzieller, persönlich bereichernder und reizvoller Bestandteil moderner Karriere­planung – Grund genug für eine zweiteilige Artikelreihe, in der Netzwerkexpertin Monika Scheddin alle wesentlichen Punkte wie den Nutzen, das Gewusst-wie als auch Ratschläge zum Tun und Lassen berührt.

Wer nicht netzwerkt, vergibt freiwillig Chancen

Als junge Nachwuchskraft war ich damals sehr verwundert darüber, dass meine Chefin, eine promovierte BWLerin, regelmäßig zu einem Frauennetzwerk-Treffen ging. „Was soll das?“ und „Hat sie nichts Besseres zu tun?“ – das waren die Fragen, die mir damals durch den Kopf gingen. Erst Jahre später begriff ich, wie wichtig und nutzbringend der gezielte Aufbau eines Netzwerkes ist.

Unter Netzwerken verstehe ich ein gezieltes Beziehungsmanagement zu mindestens einer Person, und zwar unter der Voraussetzung, dass die Kontaktaufnahme auf freiwilliger Basis geschieht, weil sich beide einen Nutzen versprechen. Netzwerken ist im besten Fall absichtslose Absicht. Das heißt, man verfolgt natürlich ein (berufliches) Ziel, wenn man Kontakte knüpft, sollte dies aber zunächst in den Hintergrund stellen und allein die Personen kennenlernen wollen. Kein Mensch möchte nur aufgrund seiner Position wahrgenommen werden.

„Netzwerken heißt, mit sympathischen Menschen Zukunft schaffen.“ Diesen Satz schrieb mir Dr. Pero Micic als Vorwort in mein Networking-Buch. Und besser hätte er es nicht ausdrücken können. Denn genau das wollen wir im (Berufs-)Leben: etwas auf freudvolle Weise mit tollen Menschen gestalten. Doch gerade für viele Frauen klingt Netzwerken abstoßend berechnend. Aber Hand aufs Herz: Keiner von uns sucht im Business Freundschaften. Dass sich diese ergeben können, ist eine andere Sache.

Das persönliche Ziel als wichtige Motivation

Wer kein Ziel hat, für den macht Netzwerken keinen Sinn. Wenn ich nicht weiß, wer mich wobei unterstützen kann – wo sollte ich diese Person dann bitte finden? Insbesondere Frauen meinen immer noch viel zu oft, sie müssten alle Dinge höchstpersönlich erledigen. Spannend ist dabei die Beobachtung meiner Kollegin Isabel Nitzsche. Beim Besetzen einer neuen Position fragen sich Frau­en zunächst: „Was muss ich können?“, während die Mehrzahl der Männer strategisch überlegt: „Wen muss ich kennen?“ Dazu folgende Untersuchung des Marktforschungsinstitutes Resultate:

Was ist karrierefördernd?

Wissen/Kompetenz: 10 %
Selbstdarstellung: 30 %
Beziehungen: 60 %

Wissen und Kompetenz bringen uns herzlich wenig für den Einstieg in eine vielversprechende Position. Sie sind aber später entscheidend, um genau diesen Posten zu behalten.

Zwei zusätzliche Fragen sind beim Netzwerken sehr nützlich: Wer kann mir bei der Erreichung meiner Ziele und Wünsche behilflich sein? Wer von allen Menschen, die ich kenne (von „sehr gut kennen“ bis „nur aus der Zeitung“), macht genau das, was ich gern tun würde? Erstellen Sie eine Liste und sorgen Sie dafür, dass Sie mit genau diesen Menschen in Kontakt kommen und von ihnen lernen.

Warum sollten mir andere Gutes tun wollen?

Weil sie nette Menschen sind und gerne behilflich sind. Weil sie sich wertgeschätzt fühlen, wenn jemand Wert auf ihre Meinung legt. Weil Sie so hochsympathisch gefragt haben, weil Sie sich so freuen können … Es gibt viele Gründe und nur einen Fehler: nämlich nicht um Unterstützung zu bitten.

Für mich war es ein unglaubliches Aha-Erlebnis, dass ich die besten Kontakte geknüpft habe, indem ich Menschen um etwas gebeten habe. Zum Beispiel bei einer Podiumsdiskussion mitzumachen, als Mentorin zur Verfügung zu stehen, einen Vortrag zu halten … Eine Kollegin hatte ihr Netzwerk gebeten, über ihr Buchcover abzustimmen (es gab drei Varianten). Die Beteiligung war nicht nur riesengroß, die Aktion war gleichzeitig eine schöne Werbung für ihr Buch.

Der Umgang mit einem „Nein!“

Manchmal bekommen wir allerdings Absagen – entweder direkt oder indirekt. Interpretieren Sie ein „Nein“ keinesfalls mit einem „Nie“ oder „Du nicht“, sondern mit „Jetzt nicht!“. Wenn die Sache es wert ist, hilft freundliches, humorvolles und wertschätzendes Dranbleiben. Achten Sie dabei darauf, dass beide Seiten ihr Gesicht behalten. Mir hat folgender Satz häufig geholfen: „Welches Argument brauchen Sie, damit ich Sie überzeugen kann?“

„Wenn du schnell gehen willst, gehe allein.
Wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen.“

Afrikanisches Sprichwort

Nutzen von Netzwerken

Wenn ich ein gutes und vertrauensvolles Netzwerk aufgebaut habe, dann werden die Mitglieder meine Fragen und Bitten mit Priorität beachten und dann ist es eigentlich egal, ob ich einen neuen Job, Mitarbeiter oder eine Wohnung suche. In einem guten Netzwerk kann ich

  • Kontakte knüpfen, ausbauen und pflegen
  • Marktinfos austauschen
  • Tipps, Strategien und Erfolgskonzepte aus erster Hand erfahren und von anderen Teilnehmern lernen
  • Interessengemeinschaften und strategische Allianzen bilden
  • andere motivieren und mich selbst motivieren lassen
  • öffentliche Auftritte proben
  • mich inspirieren lassen
  • Ämter übernehmen
  • Freude und Sorgen teilen
  • Zeit sparen
  • und nicht zuletzt eine ganze Menge Spaß haben.

Erfahren Sie im zweiten Teil, wie Sie gezielt Ihr Netzwerk aufbauen oder erweitern können und was Sie dafür beachten und möglichst vermeiden sollten.

One Kommentar

  1. Vielen Dank! Sehr motivierender Beitrag zum Netzwerken! Ich glaube, Sie haben nichts ausgelassen … welchen Erfolg es bringt und wie es für Frauen am angenehmsten ist. Bin selber gerne so unterwegs!

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