„Jeder kann mit guten Ideen die eigene Karriere beschleunigen“

Ideen sind der Rohstoff für Innovation und Zukunft - Bernhard Wolf auf der Bühne eines Kreativwettvewerbs
© Bernhard Wolff - www.bernhard-wolff.de

Ideen sind der Rohstoff für Innovation und Zukunft

Wer kreativ denken und Kollegen inspirieren kann, macht nicht nur seine Organisation erfolgreicher, sondern genießt selbst Karrierevorteile. Der Berliner Kreativ-Experte Bernhard Wolff stellt im Interview erfolgreiche Ideenbeschleuniger für Job und Teamwork vor.

Herr Wolff, wie genau müssen unsere Produkte oder Dienstleistungen im Jahr 2030 aussehen, um dann noch erfolgreich zu sein? Diese Frage treibt viele Unternehmen um. Was raten Sie den Verantwortlichen?

Bernhard Wolff: Eine Zukunftsreise. Das Jahr 2030 ist als Bezugszeitpunkt sinnvoll, denn dieser zeitliche Abstand lässt der Fantasie freien Lauf – und ist gleichzeitig noch greifbar. Machen auch Sie im Team eine kreative Zukunftsreise. Werfen Sie gemeinsam einen Blick auf die Megatrends und auf spezielle Trends Ihrer Branche. Und versuchen Sie dann, die relevanten Trends auf Ihre Produkte anzuwenden. Das funktioniert am besten, wenn Sie kleine Gruppen mit jeweils 5-7 Teilnehmern bilden, in diesen Gruppen ein halbes Stündchen brainstormen und die Ideen schließlich als Scribbles zu Papier bringen. Die Ergebnisse präsentieren Sie sich im Anschluss gegenseitig. So entsteht ein lebendiger Austausch über Zukunftsideen.

Welche Ideenbeschleuniger haben Sie noch parat?

Zum Beispiel das Namens-Brainstorming. Viele Kunden und Verbraucher wollen keine Produkte, deren Namen langweilig klingen. Ich zum Beispiel freue mich über sogenannte „sprechende Namen“, die mir etwas übers Produkt verraten – und mich emotional mit auf die Reise nehmen. Ein Privatkundenkredit zum Beispiel ist eine nüchterne Sache. Wenn dieser Kredit aber an ein Erlebnis gebunden wird, zum Beispiel an ein rauschendes Hochzeitsfest, dann wird er emotional aufgeladen und vermittelt zugleich den Nutzen: als „Hochzeits-Glücks-Kredit“.

Wie sollte konkret vorgegangen werden?

Nehmen Sie sich fürs nächste Team-Meeting drei Namen Ihrer Produkte oder Dienstleistungen vor und fragen Sie sich gemeinsam: Mit welchen Situationen und Emotionen können wir diese Produkte oder Dienstleistungen assoziieren? Und wie könnten die Namen entsprechend lauten, um die Kunden knackig anzusprechen und zu begeistern? Ein solches Brainstorming rund ums Produkt ist Gold wert. Mitarbeiter entdecken völlig neue Perspektiven und unerkannte Nutzen in Dingen, die sie seit Jahren auf immer gleiche Art verkaufen.

Kreative Menschen probieren viel aus und das bedeutet: Kreative Menschen machen Fehler. Wie schlimm ist das?

Das ist ganz und gar nicht negativ. Im Gegenteil. Wer kreativ ist, macht mehr Fehler, sogar viel mehr Fehler als die Langweiler, die immer auf Nummer sicher gehen. In besonders innovativen Unternehmen gibt es deshalb eine sogenannte „Fehlerkultur“. Fehler sind erwünscht, wenn sie auf der Suche nach neuen Ideen entstehen, wenn sie Zeichen von Mut und nicht von Schusseligkeit sind und wenn am Ende des Tages aus ihnen gelernt wird. Es gibt sogar Unternehmen, die feiern den „Fehler des Monats“. Klingt verrückt. Aber wenn man mit einem Augenzwinkern den Fehler des Monats feiert, fällt es im Kreise der Kollegen viel leichter, zu Fehlern zu stehen, statt sie zu vertuschen. „Fail fast, fail often“ lautet das Mantra der US-amerikanischen Entrepreneure. Ein Unternehmer, der nicht mindestens einen anständigen Misserfolg zu vermelden hat, wird als Unternehmer kaum ernst genommen. Somit: Der größte Fehler, den Sie machen können, ist keinen Fehler zu machen.

Innovationen entstehen meist an Schnittstellen, da sich Gedanken an Schnittstellen begegnen und gegenseitig befruchten. Was ist dabei zu beachten?

Netzwerke sorgen für die Innovationsfähigkeit von Menschen, Teams und Organisationen. Darum sollten Sie intensiv an Ihren Netzwerken basteln, wenn Sie ein Top-Innovator werden wollen. Allerdings: Vergessen Sie das Netzwerken mit Gleichgesinnten. Hören Sie auf, sich gegenseitig immer wieder dieselben Geschichten zu erzählen und sich dieselben Sichtweisen zu bestätigen. Schlagen Sie stattdessen Brücken – in andere Teams, in andere Branchen, in andere Lebensbereiche, zu Menschen mit anderen Denkweisen. Es ist nachgewiesen, dass Mitarbeiter dann besonders gute und anwendbare Ideen haben, wenn sie im Job informelle Kontakte über sogenannte „strukturelle Löcher“ hinweg pflegen. Diese Löcher sind vor allem Abteilungs- und Funktionsgrenzen. Es kommt also nicht auf die Anzahl der Kontakte an, sondern auf Bandbreite und Vielseitigkeit.

Es gibt auch Menschen, die sich zu sehr damit quälen, dass ihnen keine kreativen Gedanken in den Sinn kommen. Was tun?

Diese Menschen sollten sich von kreativen Köpfen inspirieren lassen! Start-ups zum Beispiel liefern vielseitige Ideen und sind die perfekte Inspiration. Googeln Sie nach Gründerwettbewerben und Innovationsawards. Dann haben Sie die besten Ideen zu den relevantesten Themen auf einen Schlag im Visier. Und bestens geeignet als Inspirationsquelle sind auch die TED-Talks auf www.ted.com. Unter dem Motto „Ideas worth spreading“ finden Sie hier kurze und einfallsreiche Vorträge zu zukunftsrelevanten Themen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Wolff!

Bernhard Wolff ist Experte für Kreativität und Kommunikation. Er arbeitet international als Keynote Speaker und Moderator. Seine Think-Theatre GmbH hat über 500 Tagungen mitgestaltet. Er war bereits Gastredner auf der SuisseEmex, beim Swiss Innovation Forum und beim Alpensymposium. Sein aktuelles Buch „Titel bitte selbst ausdenken – 157,5 erfolgreiche Ideenbeschleuniger“ ist im Gabal Verlag erschienen. Mehr Informationen unter www.bernhard-wolff.de

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